Sachbericht
■ Iranischer
Dokumentarfilm: Matricide mit anschließender Podiumsdiskusssion
24.
Oktober 2017 19.30 Uhr
Ort: FORUM
Volkshochschule im Museum am Neumarkt
Cäcilienstr.
29-33, 50667 Köln
Nach
mehrmonatiger Planung und Werbung kam es am 24. Oktober zur angesetzten Veranstaltung.
Offiziell veranstaltet von Allerweltskino e.V., gefördert mit Mitteln der
Heinrich-Böll-Stiftung und unterstützt von der Volkshochschule Köln,
präsentierte sie sich als Kooperation zwischen KölnAgenda, dem Verein
Städtepartnerschaft Köln-Natanz, dem Iranischen Filmfestival Köln und dem
Green Film Festival Teheran.
Zielsetzung
war es, ein interessiertes Publikum durch den Film genauer über die
Wassersituation in Iran zu informieren, im nachfolgenden Gespräch mit
Initiativen bekannt zu machen, und auch Akteure im Bereich Wasser und
Nachhaltigkeit untereinander zu vernetzen.
Bei
einer Bestuhlung von 150 erschienen mehr 120 BesucherInnen
unterschiedlicher Herkünfte, Generationen und Berufsgruppen: IranerInnen,
Deutsche aber auch arabischstämmige ZuschauerInnen.
Filmvorführung
„Matricide“: Inhalt
Nach
einer kurzen allgemeinen Begrüßung lief Komeil Sohanis Film „Matricide“
(„Madarkoshi“), Gewinnerfilm des Green Film Festival Teheran 2016. Er
belegte an unterschiedlichen Schauplätzen im Iran mit beeindruckenden
Bildern, erschreckenden Statistiken und zahlreichen Expertenaussagen eine
Jahrzehnte zurückreichende Wasser-Misswirtschaft, die schon unter dem Schah
begann. Besonderes Augenmerk legte Sohani auf den ausufernden Bau von
Staudämmen, die ein vielfaches der tatsächlich vorhandenen Wasservorräte
zurückhalten sollen. Riesige, in der Landschaft klaffende Löcher, die
aufgrund eines sinkenden Wasserspiegels entstehen, die austrocknenden
Marschen des Hamoun-Schwemmlandes im Grenzgebiet zu Afghanistan oder der
zur Wüstenlandschaft umgewandelte Urmiasee - zweitgrößter Salinensee der
Erde – in der nordwestlichen Provinz Azerbaidschan boten besonders
drastische Bilder des Wassermissbrauchs.
Als
Ursachen wurde eine konsequente Fehlplanung benannt, beispielsweise durch
Ansiedlung wasserintensiver Industriezweige in traditionell
landwirtschaftlich genutzten Gebieten mit begrenzten Wasserressourcen.
„Matricide“ zeigte auch Projektpläne, ganze Flüsse und Bäche durch Tunnel
hindurch in wasserarme Regionen umzuleiten; eingespielte Fernsehwerbung für
diese Grabungsgroßprojekte offenbarten ein überkommenes
Moderne-Verständnis, in dem die Natur als Gegner erscheint, der durch
menschliche Technologie bezwungen werden muss.
Podiumsdiskussion
Nach
diesem visuell beeindruckenden Film begann die Diskussion;
Podiumsteilnehmende waren:
Dr.
Sudeh Dehnavi,
die an der TH Köln als Lehrende für Wasser- und Landwirtschaft tätig ist,
und von dort aus internationales Projektmanagement betreibt.
Dr.
Uta Schmitz
als Gründungsmitglied der KölnAgenda 1998, die sich dem Gedanken der 1992
in Rio verfassten Agenda 21 verpflichtet sieht, Handlungsanweisungen für
die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen der
Menschheit im 21. Jahrhundert zu formulieren und umzusetzen.
Prof.
Dr. Ahad Rahmanzadeh als Geschäftsführer der Bonner Forschungsgruppe
Transformation und Entwicklungspolitik (BFTE), Universität Bonn; Prof. a.D.
für Entwicklungspolitik und Wirtschaftssoziologie sowie Mitglied der
International Eco-Energy Academy, Baku (Aserbaidschan). Er beschäftigt sich
seit vielen Jahrzehnten mit Zivilgesellschaft und
Nichtregierungsorganisationen im Iran und engagiert sich als Pensionär für
die Rettung des Urmiasees.
Rahmanzadeh
wies darauf hin, dass die im Film gezeigten Probleme keineswegs
überraschend aufträten, sondern bereits seit Jahrzehnten bekannt seien,
teilweise vorhergesagt wurden, aber lange Zeit auf wenig Gehör einer
technologieorientierten Administration stießen.
Dr.
Sudeh Dehnavi präsentierte kurz ihre Dissertation, für die sie in der
Region Darab nahe Shiraz 365 EinwohnerInnen zu Folgen und Einstellungen
einer überintensiven Wassernutzung befragte. Aufgrund einer jahrelangen Fehlnutzung
habe diese Region einen „Point of no return“ überschritten, so dass eine
Rückkehr zu einer traditionellen, ressourcenschonenden Wirtschaftsform
nicht mehr möglich sei, bzw. die angewachsene Bevölkerung gar nicht mehr
ernähren könne, so dass diese nur die Möglichkeit der Abwanderung sähe;
diese könne nicht mehr verhindert, sondern müsse planerisch gesteuert
werden, um eine weitere Konzentration von BinnenmigrantInnen in den urbanen
Ballungsräumen zu vermeiden (diese würde zu weiterer Ressourcenbelastung
führen).
Frau
Dr. Schmitz plädierte im Namen des Eine-Welt-Gedankens für ein zugleich
regionales und auch international vernetztes Engagement, und rief zu mehr
Aktionen und Austausch auf. Sie verwies auf die Städtepartnerschaft
Köln-Natanz mit gegenseitigen Besuchen und gemeinsam geplanten Projekten, als
nur ein Beispiel fruchtbarer internationaler Kooperation.
Wie
wichtig umfassende Information und die genaue Kenntnis komplexer
Sachverhalte ist, verdeutlichte ein weiteres Statement Rahmanzadehs zum Urmiasee: zu
den zahlreichen Ursachen des Austrocknens zähle auch eine riesige Brücke,
die den See wie ein Damm durchziehe, unvorhergesehene Auswirkungen auf
Strömungsverhältnisse, Biosphäre und Mikroklima habe und zum „Zerbrechen“
des Sees in zwei Hälften geführt habe - Doch ebendie im Film gezeigten
Experten und Staudammkritiker hätten den Bau dieser Brücke und
vergleichbarer Projekte unkritisch befürwortet.
Um
von vornherein eine ganzheitliche Perspektive zu fördern, nannte
Rahmanzadeh einen Katalog von wünschenswerten Maßnahmen, zu denen neben
technischen Forderungen auch ein neues Verständnis von
zivilgesellschaftlicher Bildung und Eigenverantwortung zähle.
Ergänzung
und Resümee
Positiv
war zu vermerken, dass das Bewusstsein der Zivilgesellschaft für die
Umweltproblematik gestiegen ist; überhaupt wäre das Zustandekommen einer
solch kritischen Umweltdokumentation noch vor wenigen Jahren riskant bis
unmöglich gewesen.
Die
Politik reagiert auf regionaler Ebene -
dabei entspricht der stockenden Umsetzung politischer Maßnahmen im
gesellschaftlichen und privaten Bereich ein Mangel an persönlicher
Konsequenz und individuellem Verantwortungsbewusstsein gegenüber der
Umwelt.
Zur
Lösung der Wasserproblematik im Iran gibt es keine Patentlösung. Bei einer
geschädigten, durch Bevölkerungswachstum belasteten Aquasphäre ist ein
„Zurück zur Natur“ nicht einfach zu bewerkstelligen, häufig auch nicht mehr
ausreichend und muss daher im Verein mit neuen auf Nachhaltigkeit
ausgerichteten technologischen Möglichkeiten gedacht werden. Hier ist der
Beitrag eines jungen Wissenschaftlers im anschließenden Publikumsgespräch
zu erwähnen, der einer pauschalen Technologiekritik die Entwicklung,
Erforschung und Erprobung neuer ressourcenschonender landwirtschaftlicher
Techniken entgegenhielt.
Aus
Zeitmangel konnte auf dem Podium nicht mehr der wichtige Umstand zur
Sprache kommen, dass sich der Iran nicht ausschließlich durch eigenes
Verschulden in die gegenwärtige Lage geraten ist, sondern durch die
wirtschaftliche Isolierung und die jahrelangen Sanktionen dazu gezwungen
war, Mittel der Selbstversorgung zu ergreifen, die oftmals
umweltschädigende Auswirkungen hatten.
Ausblick
Im
Anschluss gab es zahlreiche positive Rückmeldungen durch ZuschauerInnen;
dabei wurde mehrfach der Wunsch geäußert, im Iranischen Filmfestival und in
einzelnen Veranstaltungen am Umweltschwerpunkt festzuhalten. Hier bleibt
festzuhalten, dass künftige ähnliche Runden zeitlich früher anzusetzen
wären, außerdem würde ein Catering im Anschluss oder in einer Pause auch
die gewünschte Interaktion und Vernetzung erheblich erleichtern. Vor diesem
Hintergrund ist die Wahl der ansonsten sehr ansprechenden Lokalität des VHS
Forum wegen der hohen Verpflegungskosten noch einmal zu überdenken.
Köln,
den 15.11.2017
Amin Farzanefar
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■ Natanz, eine Stadt mit großem
Potenzial!
Im
Rahmen der Agenda 21 ist es möglich eine Entwicklung in Richtung
Nachhaltigkeit und Bürgerbeteiligung in Bewegung zu setzen.
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- - - - -■ Presseerklärung: Partnerschaft mit einer Stadt im Iran
angestrebt
Am
Freitag den 7. Oktober 2016 wurde im Forum für Fotografie der Verein
„Köln-Natanz, Partnerschaft für Nachhaltigkeit“ gegründet. Zweck des
Vereins ist eine Partnerschaft zwischen Köln und der Stadt Natanz im Iran,
die nachhaltige Entwicklung der Stadt Natanz zu fördern.
Als
Vorsitzender wurde Ali Bokai gewählt, seine Stellvertreterin wurde Dr. Uta
Schmitz, Kassierer Hassan Farrokhshad, Schriftführer Dr. Herbert Bretz.
Weitere Vorstandsmitglieder sind Dr. Ludwig Arentz, Dr. Farag Farzanefar,
Dr. Hossein Djawadi, und Renate von
dem Knesebeck. Frau Helga Farzanefar wurde als Kassenprüfer geweählt.
Natanz
liegt 300 km südlich der Hauptstadt Teheran und 120 km nördlich der
einstigen Hauptstadt Isfahan. Sie liegt als eine grüne Oase am Rande der
Dashte Kavire (Lut Wüste) und des Zagros-Karkas-Gebirges. Die alte
Kulturstadt Natanz hat eine 6000 jährige Geschichte. Das Brunnensystem
„Ghanat“ ist 3000 Jahre alt. Von den vermuteten 400 Brunnen sind heute noch
Ca.150 intakt. Diese sind die Hauptquellen der landwirtschaftlichen
Bewässerung und der städtischen Wasserversorgung für ca. 50 000 Einwohner.
Seit
den 1970er Jahren sind unsachgemäß über 1000 Brunnen gebohrt worden.
Dadurch wird der Grundwasserspiegel gesenkt, was natürlich auch
Auswirkungen auf das Ghanatsystem hat. Trotz dieser unverantwortlichen,
überwiegend unerlaubten Brunnenbohrungen herrscht zum Teil Wassermangel.
Dies führt u.a. zur Veränderung der Bevölkerungsstruktur der Stadt - viele
Menschen wandern aus -- und zu veränderter landwirtschaftlicher Nutzung
wegen Austrocknung der Ackerflächen.
Im
Mai 2014 ist eine iranisch-deutsche Expertengruppe von
Umweltschutz-interessierten aus Köln und Bonn in den Iran gereist und hat
unter anderem auf Einladung der Stadt Natanz an einer Konferenz- und
Ausstellungsreihe zum Thema Umweltschutz, Heilpflanzen etc. teilgenommen.
Die Gruppe nahm auch Kontakte zu den dortigen Umweltschutzaktivsten, NGOs,
Vertretern des Stadtrates und dem Bürgermeister von Natanz auf. Die o. g.
Expertengruppe hat Interesse, mit Köln Agenda e. V., der Stadt Köln und dem
Stadtrat von Natanz, NGOs und gegebenenfalls der Universität Isfahan
Projekte zu Umweltschutz und Klimawandel zu entwickeln und erste Schritte
zur Umsetzung einzuleiten.
Die
Nachhaltigkeitspartnerschaft soll u.a. folgende Themenbereiche umfassen:
Umweltschutz und Klimawandel (Wasser, Energie, regionale
Klimaprobleme, Schadstoffe, Gesundheit)
Bildung und Wissenschaft
Dialog, Kulturaustausch und Völkerverständigung
Nachhaltige Stadtentwicklung und Tourismus
Nachhaltige Landwirtschaft
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■ 13.10.2017- Natanz – Holländische Radlern in Natanz
Am
Freitag 13 Okt. ist eine Gruppe der Radfahrer aus den Niederlanden in
Natanz angetroffen. Die Radfahrer waren als Gast bei den Umweltaktivisten.

Die
holländische Radfahrer und die
Umweltaktivisten
■ 22.09.2017- Natanz – Radlern
Verein der Radfahrer in Natanz organisiert
für jeden letzten Freitag im Monat das Radfahren solidarisch mit Radlern in
der ganzen Welt um co2 Emissionen zu verringern.
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■ „Matricide“
Filmvorführung
mit Podiumsdiskussion
24. Oktober 2017
19.30 Uhr
VHS-Forum
Rautenstrauch-Joest-Museum
Cäcilienstraße 29
50667 Köln
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Matricide
Dokumentarfilm Iran 2016, Regie: Komeil Somani
Eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen belegen
die Gefährdung der Wasserressourcen im Iran und die fortschreitende
Desertifikation in einigen Teilen des Landes. Besonders alarmierend sind die Bilder des riesigen, vom Austrockenen bedrohten
Urmiasees im Nordwesten des Iran. Mit historischem Filmmaterial
benennt der Film verschiedene
Ursachen für die gegenwärtige Misere – zeigt aber auch
Handlungsmöglichkeiten auf.
Matricide ist einer der gewinnerfilme des „Teheran Green Festivals 2016“.
Der Verein Köln-Natanz e.V. setzt sich für
eine Partnerschaft für Nachhaltigkeit mit der Stadt Natanz ein. Natanz
liegt südlich von Teheran und 120 km nördlich der alten Hauptstadt Isfahan.
Veranstalter:
Köln-Natanz e.V.
Partnerschaft für Nachhaltigkeit
Und
KölnAgenda e.V.
Melchiorstr. 3
50670 Köln
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